Die Pentatonik - Beliebteste “Tonleiter” auf der Gitarre

Wenn man Gitarre lernen will wird man sehr bald mit der Pentatonik in Berührung kommen. Keine Tonfolge ist unter Gitarristen beliebter. Oft wissen Gitarristen nicht viel über die Pentatonik und ihre Stärken und Schwächen. Deswegen möchte ich dir in dem Video einen Überblick über die bekannteste “Tonleiter” auf der Gitarre geben.

❓Warum braucht man eine Tonleiter oder Pentatonik?

In unserem Tonsystem gibt es 12 verschiedene Töne. Diese Töne bilden die Grundlage von allem, was tonal passiert. Aus diesen Tönen werden sowohl Akkorde, als auch sämtliche Melodien gebildet, die wir in einem Lied hören.

Da die Möglichkeiten und Kombinationen, Melodien zu finden, mit 12 Tönen sehr groß sind und auch häufig nicht sonderlich gut klingen, hat man irgendwann angefangen, die Töne zu kombinieren, die gut zusammenpassen.

Die bekannteste Gruppierung dieser Töne ist die Dur-Tonleiter. Man hat herausgefunden, das die sieben Töne einer Dur-Tonleiter besonders gut zusammenpassen und man daraus Akkorde und Melodien bilden kann, die für unser Ohr gut klingen.

Kurz zusammengefasst, kann man sagen, dass es Tonleitern gibt, um das Tonmaterial einzugrenzen. Und zwar auf die Töne, die zueinander gut passen.

🚨 Die beiden wichtigsten Tonleitern

Auch wenn es mehrere Tonleitern gibt, so haben sich zwei Tonleitern in unserer westlichen Musik besonders durchgesetzt.

Die Dur-Tonleiter:

Die Moll-Tonleiter:

Beide Tonleitern können von jedem der 12 Töne in unserer Musik gestartet werden. In diesem Fall ist es der Ton “C”. Das Merkmal dieser Tonleitern sind nicht die Tonnamen, sondern die Struktur, die die Tonleiter aufweist. Sprich, der Abstand der Töne zueinander.

🚨 Die beiden wichtigsten Pentatoniken

Wie du jetzt gleich sehen wirst, ist die Pentatonik nichts anderes, als eine verkürzte Tonleiter. Was das in der Praxis zu bedeuten hat, klären wir etwas weiter unten. Zuerst mal schauen wir uns die Töne im Vergleich zu der jeweiligen Tonleiter an.

Die Dur-Pentatonik:

Die Moll-Pentatonik:

🥺 Die Pentatonik - Keine Vorteile auf den ersten Blick

Es ist tatsächlich so, dass die Pentatonik in der Tonleiter steckt. Wir nehmen einfach zwei Töne der Tonleiter weg und erhalten eine Pentatonik. Klingt erstmal nach weniger Möglichkeiten und Einschränkung. Und genauso ist es auch.

Die am meisten verbreitete Herangehensweise beim Improvisieren auf der Gitarre ist: Man hat eine Akkordfolge (z.B. C - F - G - C), legt die Tonart fest und spielt entweder mit der Tonleiter oder mit der Pentatonik über diese Akkordfolge. In diesem Szenario ist die Pentatonik tatsächlich ein Nachteil, wie man an folgendem Beispiel sehen kann:

In diesem Beispiel sieht man, dass man mit der Pentatonik die Töne “B” und “F” nicht zur Verfügung hat. Der Ton “B” würde sich aber, während der G-Dur Akkord klingt, sehr gut machen, da er ein wichtiger Ton dieses Akkords ist. Auch der Ton “F” würde beim G-Dur Akkord gut klingen, obwohl er im Dreiklang nicht enthalten ist. Würde man aber einen Vierklang draus machen, wäre “F” der nächste Ton und wir würden einen G7 Akkord andeuten. Und beim F-Dur Akkord würde das “F” natürlich auch gut passen.

Es geht jetzt nicht darum, dass du die Funktion aller Töne zum jeweiligen Akkord kennst. Ich wollte dir nur zeigen, dass die Töne in diesem Fall sehr wohl eine Bereicherung für die Improvisation gewesen wären und wir uns mit der C-Dur Pentatonik eher einschränken und schöne Möglichkeiten nehmen.

 Was macht die Pentatonik dann so besonders?

Da stellt sich doch die Frage, warum man dann überhaupt die Pentatonik braucht und warum sie so beliebt ist. Das hat meiner Meinung nach vier Gründe.

Weniger Töne lernen

Die Tonleiter und Pentatonik gibt es auf der Gitarre ja nicht nur in einer Position, sondern für jeden Grundton in fünf verschiedenen Positionen. All diese Positionen erstrecken sich über ca. zwei Oktaven. Zwei Töne über zwei Oktaven sind vier Töne. Das ganze mal fünf, für jede Position. So kommen wir auf 20 Töne, die wir uns sparen, wenn wir die Pentatonik in allen fünf Lagen lernen.

Ich bin überhaupt kein Fan davon, das so zu praktizieren. Aber ich kann nachvollziehen, dass es erstmal übersichtlicher aussieht, wenn man zwanzig Töne weniger zu lernen hat. Trotzdem würde ich die Tonleiter und Pentatonik immer in Kombination lernen.

Die Pentatonik klingt in sich sehr gut

Wenn man die Töne der Pentatonik nacheinander spielt, ohne dass es eine Akkordgrundlage gibt, klingt das ziemlich cool. Vor allem die Moll-Pentatonik. Diese Tonfolge ist die Grundlage vieler bekannter Rockriffs wie z.B:

  • Voodoo Child - Jimi Hendrix

  • Smoke on the water - Deep Purple (Hier ist auch die “Bluenote” noch mit dabei)

  • Life in the fast lane - The Eagles

  • Superstition - Stevie Wonder

Akkorde mit der Pentatonik umspielen

Das ist meiner Meinung nach der wahre Vorteil der Pentatonik. Was meine ich mit Akkorde umspielen? Damit meine ich, dass man beim Improvisieren nicht nur in einer Tonart denkt und diese Tonleiter oder Pentatonik dann rauf und runter spielt, sondern in Akkorden denkt. Man kann quasi so tun, als wäre man bei jedem Akkord in einer eigenen kleinen “Tonart”. Man geht auf jeden Akkord extra ein. Ich zeige dir das anhand vom Beispiel vorher.

Angenommen, ich würde bei jedem Akkord die jeweilige Dur-Tonleiter spielen, ergibt bei F-Dur der Problemton “Bb” und bei G-Dur der Problemton “F#”. Diese Töne klingen über die Akkordfolge einfach nicht gut und würden sofort negativ rausstechen.

Denn, auch wenn ich auf die Akkorde eingehe, klingt die Akkordfolge noch nach der Tonart C-Dur. Das heißt, die klanglichen Regeln von C-Dur gelten weiterhin. Dort haben “Bb” und “F#” erst mal nichts zu suchen.

Spiele ich aber die jeweilige Pentatonik über die Akkorde, ergeben sich keine Problemtöne. Das kann ich jetzt bei nahezu jedem Dur- und Moll-Akkord anwenden. Das heißt nicht, dass ich das immer machen muss, aber es ist prinzipiell möglich und dadurch eigentlich der große Vorteil der Pentatonik. Egal in welcher Tonart eine Akkordfolge steht, über die Dur- und Moll-Akkorde kann ich die jeweilige Pentatonik spielen. Hier gibt es nur ganz wenige Ausnahmen.

Zu diesem Punkt kann ich dir folgendes Video empfehlen:

Moll-Pentatonik über Dur

Eine weitere Besonderheit der Pentatonik ist, dass man über einen Dur-Akkord eine Moll-Pentatonik spielen kann. Gerade im Blues passiert das sehr oft. Dies kann sogar über ganze Akkordfolgen in Dur gut klingen.

Wenn du also bewusst einen bluesigen Sound über einen Dur-Akkord oder eine Akkordfolge erzeugen willst, versuche doch einfach mal, die Moll-Pentatonik darüber zu spielen.

🎶 Klangbeispiele der vorgestellten Beispiele

Die Klangbeispiele aus diesem Artikel kannst du auch im zugehörigen Video auf meinem Youtube-Kanal anhören:

🚀 Welche Pentatonik sollte ich als erstes lernen?

Die Pentatonik ist eine Ansammlung von fünf Tönen über das gesamte Griffbrett. Die Töne wiederholen sich und sind überall auf dem Griffbrett in verschiedenen Oktaven verteilt. Theoretisch kann man alle Töne einer Pentatonik auf dem Griffbrett auswendig lernen. Um das Ganze aber einfacher und systematischer zu gestalten, teilt man das Griffbrett in fünf verschiedene Positionen. Manche sagen auch Patterns oder (wie ich) Shapes dazu.

Die meisten Leute lernen am Anfang das Pattern drei der Moll Pentatonik oder wie ich es gerne nenne die Pentatonik im E-Moll Shape. Wie du in der Praxis damit am besten startetst, zeige ich dir in diesem Video:

Gerne kannst du diesen Blogartikel auch mit Freunden und Bekannten teilen. Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß mit der Pentatonik.

Liebe Grüße

Andi 🎸🦊

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