Welche E-Gitarre sollte ich mir kaufen?

Du möchtest E-Gitarre lernen und siehst dich online nach einem passenden Instrument um. Aber schnell wird dir klar, dass es da ganz schön viele Optionen und Preisstufen gibt. Für einen Anfänger ist das schnell zu viel auf einmal - aber keine Sorge, ich verschaffe dir heute einen Überblick über die gängigsten Typen und helfe dir dabei, die Frage zu lösen: Welche E-Gitarre passt zu mir?

Obwohl viele E-Gitarren Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es doch auch recht viele Unterschiede, die sich sowohl im Klang als auch in der Handhabung auswirken. Dabei sind die beiden Hauptkategorien die Tonabnehmerbestückung und die Bauform.

Die Tonabnehmer

Single Coils

Diese Tonabnehmer heißen so, weil sie aus einer einzelnen Magnetspule und sechs kurzen Stabmagneten bestehen. Sie klingen glockig, klar und höhenreich, können aber bei hoher Verzerrung zum Brummen neigen.

Humbucker

Diese Tonabnehmer bestehen aus einer Doppelspule. Die zweite Spule sorgt dafür, dass das Brummen und die Nebengeräusche stark reduziert werden. Es gibt sie passiv (niedrige Ausgangsleistung, die klassische und häufigere Variante) und auch aktiv (mithilfe einer Batterie hohe Ausgangsleistung, eher für Richtungen wie Metal geeignet). Humbucker klingen voller und in den mittleren Frequenzen betonter als Single Coils.

P90

Diese Tonabnehmer bestehen auch aus einer einzelnen Spule, allerdings mit 2 Barrenmagneten statt 6 Stabmagneten wurde. Der Klang wird oft “zwischen Humbucker und Single Coil” oder als “etwas fetterer Single Coil” beschrieben.

Daneben gibt es noch diverse andere Spezialformen wie Filtertrons, Goldfoils, Lipstick, Mini Humbucker, Blade-/Rail-Tonabnehmer, Jazzmaster Tonabnehmer und andere. Diese sind aber eher speziell und dann interessant, wenn man die Unterschiede selbstständig etwas besser beurteilen kann.

Die verschiedenen Bauformen

Die Stratocaster

Bekannt wurde die Stratocaster durch Spieler wie Hank Marvin, Jimi Hendrix, Stevie Ray Vaughan, Mark Knopfler und John Mayer. Ihre ikonische Form ist oft das erste, was jemandem einfällt, wenn er das Wort “E-Gitarre” hört und ihr Klang ist ähnlich unverkennbar.

In einer Stratocaster befinden sich nämlich 3 Tonabnehmer und ein 5-Wege-Schalter, mit dem sich die Tonabnehmer unterschiedlich schalten lassen und somit 5 verschiedene Sounds möglich sind. Vor allem die Kombination des jeweils unteren oder oberen Tonabnehmer mit dem mittleren zusammen sind dabei typisch Stratocaster-Sound.

Zusätzlich ist sie häufig mit einem federgelagerten Tremoloarm ausgestattet, mit dem man die Brücke bewegen und somit einen Waber-Effekt erzeugen kann. Meistens ist der Hals aus Ahorn (mit einem Ahorn- oder einem Palisander-Griffbrett) und der Korpus aus Erle oder Esche. Die beiden Teile werden miteinander verschraubt statt verleimt.

Die Strat ist unglaublich vielfältig, am häufigsten findet man sie aber in den Genres Blues, Pop, Funk und Rock.

Die Telecaster

Die Telecaster ist ähnlich ikonisch wie die Stratocaster, ist aber etwas einfacher gebaut: Eine feste Brücke statt einem Tremolo und nur 2 Tonabnehmer statt 3, zudem einen 3-Wege-Schalter. Wie bei der Stratocaster ist der Hals aus Ahorn (mit einem Ahorn- oder einem Palisander-Griffbrett) und der Korpus aus Erle oder Esche, die beiden Teile werden ebenso verschraubt statt verleimt.

Das Einfache an ihr ist aber absolut kein Nachteil: Die Telecaster ist gerade deswegen so beliebt, weil sie unglaublich zuverlässig und unkompliziert funktioniert, und dabei immer noch total vielseitig einsetzbar ist.

Berühmt wurde sie durch Spieler wie Steve Cropper, Brent Mason, Keith Richards und Bruce Springsteen und wird vor allem in den Genres Country, Funk, Pop und Rock eingesetzt.

Die Les Paul

Die Les Paul ist neben der Telecaster und Stratocaster eine der 3 absoluten Legenden der E-Gitarren-Geschichte und hat die Rockmusik unglaublich geprägt. Berühmte Spieler sind unter anderem Slash, Jimmy Page, Joe Bonamassa und Eric Clapton.

Während die beiden zuerst genannten Gitarren Hals und Korpus durch eine Schraubverbindung zusammenhalten, ist der Mahagoni-Hals der Les Paul in den Mahagoni-Korpus geleimt und sie verfügt über 2 Humbucker mit einem 3-Wege-Schalter.

In der Regel ist eine Les Paul ein Kilogramm schwerer und klingt auch deutlich fetter als die beiden Fender-Gitarren. Auch diese Gitarre ist extrem vielseitig, ist aber vor allem Sinnbild für Blues, Rock und klassischem Metal.

Die Halbakustische Gitarre (“Semi-Hollow”)

Bei dieser E-Gitarre ist das Besondere, dass sie über 2 sogenannte F-Löcher verfügt. Sie ist deswegen “halbakustisch”, weil in der Mitte des Korpus ein massiver Holzblock verläuft, um doch noch Rückkopplungen bei hoher Lautstärke oder Verzerrung zu verhindern (was bei komplett hohlen E-Gitarren ein Problem ist). Unterhalb der beiden F-Löcher sind also zwei Hohlkammern.

Meistens sind diese Gitarren mit 2 Humbuckern bestückt, B.B. King ist wohl der berühmteste Vertreter dieses Modells. Es gibt sie aber auch in einer Variante mit P90-Tonabnehmern (z.B. John Lennon’s Epiphone Casino). In beiden Fällen haben sie aber einen 3-Wege-Schalter, wie die Les Paul.

Ihren Klang kann man als luftig, offen und voll beschreiben und ihre Einsatzzwecke sind sehr vielseitig: Pop, Rock, Funk, Jazz, Blues - es gibt kaum eine Musikrichtung, in der man diese Gitarren nicht findet.

Die Jazzgitarre

Eine Jazzgitarre wird häufig auch Archtop genannt, wegen der gewölbten Decke. Diese ist im Vergleich zur halbakustischen E-Gitarre komplett hohl, also wie eine akustische Gitarre ohne Schallloch, weshalb sie nicht sonderlich geeignet für verzerrte Klänge ist - dort neigt sie dazu, schnell in’s Feedback zu kippen.

Oft haben diese Gitarren auch nur einen einzelnen Humbucker verbaut und ihr Haupteinsatzbereich sind unverzerrte Klänge, vor allem im Jazz.

Die Offset-Gitarre

Diese Gitarren der Marke Fender sind schon beinahe etwas exotischer. Sie haben oft mehr Schalter und Regler als die vorherigen Gitarren, mit denen sich unterschiedlichste Klangmöglichkeiten realisieren lassen - aber auch ihren eigenen Charme.

Es gibt sie sowohl mit Single Coils als auch mit Humbuckern und verschiedenen anderen Tonabnehmern - vor allem die Jazzmaster hat ihre ganz eigenen Tonabnehmer, die wegen ihrer optischen Ähnlichkeit oft mit P90-Tonabnehmern verwechselt werden.

Die Jaguar wurde vor allem durch Kurt Cobain von Nirvana berühmt, die Jazzmaster durch Elvis Costello.

Diese Gitarren können auch vielseitig eingesetzt werden, ich halte sie aber definitiv für Modelle, die einen Anfänger etwas überfordern - sie sind eher für jemanden, der schon die “Basics” besitzt und etwas spezielleres sucht.

Die Superstrat

Vor allem in den 80er- und 90er Jahren erblickten immer mehr Hardrock- und Heavy-Metal-Bands das Licht der Welt, Gitarrenvirtuosen wie Eddie Van Halen lieferten Pioniersleistungen in Sachen technischem Spiel.

Die klassische Fender Strat mit ihren Single Coils war für diese Musikrichtungen nur bedingt geeignet: Single Coils rauschen bei hoher Verzerrung und die runden Griffbrettradien sind nicht dafür bekannt, schnelle, virtuose Gitarrensolos zuzulassen.

Die Antwort war die Superstrat: Eine Strat-Korpusform mit einem dünnen Hals mit flachem Griffbrett-Radius, ergonomisch optimiert und entweder mit 2 Humbuckern oder mit 2 Singlecoils und einem Humbucker ausgestattet. Oft haben diese Gitarren auch ein sogenanntens Locking Tremolo, das die Saiten fixiert und somit Spieltechniken mit dem Tremolohebel zulässt, ohne dass die Stimmung der Gitarre darunter leidet.

Bekannte Marken dieser Bauform sind Ibanez, Charvel oder PRS. Obwohl sie prädestiniert für Hardrock und Metal ist, ist eine Superstrat unglaublich vielseitig und eignet sich deswegen für alle Musikrichtungen - wer sich nicht entscheiden kann und eine Allzweckwaffe sucht, der ist hier richtig.

Die Metalgitarre

Spitzen, Zacken, ein “böser” Look - der typischen Metalgitarre sieht man direkt an, für welche Musikrichtung sie gedacht ist. Und genau das kann sie auch hervorragend! Oft sind diese Gitarren mit aktiven Humbuckern versehen, was Nebengeräusche minimiert und die Ausgangsleistung der Tonabnehmer maximiert.

Man kann natürlich auch mit anderen Gitarren Metal spielen, aber diese Gitarren finden so ziemlich ausschließlich im Metal Verwendung.

Das Ergebnis ist ein extrem fetter und bei hoher Verzerrung immer noch klarer Ton. Im Gegenzug können sie in Musikrichtungen, in denen es etwas weniger verzerrt zugeht, wie Blues, Funk und Pop, etwas steril klingen.

Bekannte Marken, die diese Gitarren anbieten, sind Ibanez, Schecter, Dean oder BC Rich.

Und welche Gitarre passt nun zu mir?

Das kannst letztendlich tatsächlich nur du entscheiden!

Über allem steht meiner Meinung nach das ausprobieren vor Ort: Wie fühlt sich die Gitarren in deinen Händen an? Liegt sie dir gut oder hast du Schwierigkeiten bei der Haltung? Kommst du gut an alle Stellen des Halses? Kommen dir beim Spielen die Schalter und Regler in die Quere? Drückt irgend ein Teil der Gitarre unangenehm in deinen Oberkörper? Passt die Gitarre zu deiner Körpergröße?

Das alles ist extrem individuell, weshalb du unbedingt mehrere Modelle ausprobieren solltest.

Oft tendieren Gitarristen zu dem Gitarrentyp, das auch ihre Vorbilder spielen - das ist ein guter Ansatz, solange du bei dem Modell die Fragen oben geklärt hast.

Bist du also eher der klassische Typ, der nicht unbedingt mit extrem viel Verzerrung spielt, würde ich in Richtung Stratocaster oder Telecaster suchen. Bist du eher der Rocker, würde ich in Richtung Les Paul oder eine moderne Version davon, wie z.B. PRS, tendieren.

Findest du B.B. King und Larry Carlton klasse, schau dir eine Halbakustische Gitarre an. Suchst du eine Allzweckgitarre, schau nach einer Superstrat mit sog. HSS-Tonabnehmer-Bestückung (2 Singlecoils und 1 Humbucker). Suchst du etwas exotischeres, schau dir die Jaguar oder die Jazzmaster an.

Einzig bei den Jazz- und Metalgitarren ist von vornherein relativ klar, wann du dir eine solche holen solltest a-iese würde ich kaum für andere Musikrichtungen empfehlen.

Hörbeispiele

Hier sind noch ein paar Videos vom Fingerfux-Kanal, in denen du manche der oben erwähnten Gitarren im Einsatz hören kannst.

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