Bei dir sieht es so einfach aus

bei dir sieht das so einfach aus. Hast du diesen Spruch schon mal gehört? Oder zu jemanden gesagt? Immer wenn ich diesen Spruch höre, komme ich mir komisch vor.

Ich mache doch nur, was ich schon immer gemacht habe, denke ich mir dann.

Wenn ich einen Schreiner sehe, der aus dem Nichts einen Schrank bauen kann, denke ich mir im ersten Moment auch: Wow, das könnte ich nie so. Und ich bin mir sicher, der Schreiner würde irgendwas in die Richtung: So schwer ist das gar nicht! antworten.

Er hat die Fähigkeiten, einen Schrank zu bauen, intensiv gelernt und den Prozess hunderte oder tausende Male wiederholt.

Sicher gibt es Unterschiede und eine kreative Komponente beim Bauen eines Schrankes, aber ich würde jetzt mal sagen, dass jeder Schreiner in der Lage ist, einen vernünftigen Schrank zu bauen und es dafür ein paar Grundfähigkeiten braucht, die alle gemeinsam haben.

Und genau so ist es auch beim Gitarre lernen bzw. Musik machen.

Jeder gute Musiker hat einen Grundstock an Fähigkeiten:

  • Gefühl und Bewusstsein für Rhythmus

  • Verständnis für Melodien

  • Verständnis für Harmonien (Akkorde)

  • Gefühl für Dynamik (auch genannt Feeling)

Diese Punkte haben immer eine theoretische und praktische Komponente, die jeweils stärker oder schwächer ausgeprägt sein können:

  • Grundlagen der Musiktheorie (theoretische Komponente)

  • Gehörbildung (praktische Komponente)

Erst dann kommen die Fähigkeiten des jeweiligen Instrumentes dazu. In unserem Fall die Gitarre:

  • Grundlegende Technik, das Instrument zu spielen

  • Orientierung auf der Gitarre

Welchen Sinn haben diese Fähigkeiten?

Als ich mit Ende 13 anfing, Gitarre zu spielen, konnte ich, bis ich 18 wurde, nichts mit all diesen Dingen anfangen. Ich dachte immer, man hat Talent oder nicht. Damals habe ich einfach meine Lieblingslieder nach Tabs gelernt. Immer wenn ein Lehrer mit solch abstrakten Themen anfing, verlor ich die Motivation. Ich stand auch schon kurz davor, aufzuhören, weil ein Lehrer ständig mit Kirchentonleitern anfing (schlechte Erinnerungen).

Die Schwierigkeit liegt meiner Meinung nach nicht in den einzelnen Themen, sondern darin, angehenden Musikern den Sinn dieser Fähigkeiten klar zu machen. Einfach nur zu sagen: Ein Bewusstsein für Rhythmus ist wichtig. Reichte bei mir nicht.

Wie wichtig diese Fähigkeiten sind, wurde mir erst bewusst, als ich einen neuen Gitarrenlehrer hatte, der einen völlig anderen Ansatz wählte, als meine bisherigen Lehrer. Er hat mit mir gemeinsam Songs erarbeitet, die ich lernen wollte, er aber auch noch nie spielte. Dadurch konnte ich live erleben, wie ihm bestimmte Fähigkeiten helfen, einen Song zu erarbeiten und Musik zu machen. Nach und nach haben sich die oben genannten Punkte herauskristallisiert.

Plötzlich wusste ich, warum es wichtig ist, ein Bewusstsein für Rhythmus zu entwickeln, sich auf der Gitarre zu orientieren usw.

Neues Format auf Youtube

Deswegen habe ich auch ein neues Format auf meinem Youtube-Kanal gestartet, in dem ich einmal im Monat einen mir unbekannten Song innerhalb von 10 Minuten lerne. Dieses Format soll als Inspiration dienen, was die oben genannten Punkte in der Praxis bringen. Die 10 Minuten grenzen das Ganze etwas ein, damit es nicht ausufert. Zusätzlich hat dieses Format auch noch einen positiven Nebeneffekt: Es zeigt, ein realistisches Bild dieser Fähigkeiten, die in meinem Fall weit entfernt von “perfekt” sind. Es passieren Fehler und diese werden auch nicht rausgeschnitten.

Im heutigen Video habe ich ein sehr schönes Westerngitarren-Lied ausgelost:

Und was nun?

Wenn du Lust hast, dich gesamtmusikalisch weiterzuentwickeln, würde ich dir empfehlen, dir einen Plan für die nächsten drei bis sechs Monate aufzustellen. Wenn nicht, ist das auch völlig ok. Dann brauchst du auch nicht weiterlesen. Es muss auch gerade wirklich der Wunsch da sein, ein Thema anzupacken.

Wichtig: Fange mit einem Thema an, das du intensiv behandelst. Alles gleichzeitig zu machen halte ich für den falschen Weg.

Ich würde das Thema Rhythmus wählen, da es so universell einsetzbar ist und meiner Meinung nach völlig unterschätzt wird. Du kannst aber auch ein anderes Thema wählen, das noch viel Luft nach oben hat.

Solltest du einen Lehrer vor Ort haben, spricht mit ihm über deine Wünsche. Man kann sich das Thema Rhythmus auch selber ohne Hilfe erarbeiten. Das ist allerdings mit viel Aufwand verbunden. Theoretisch gibt es alle Informationen, die man dazu braucht kostenlos im Netz. Die Schwierigkeit liegt darin, die passenden Inhalte nach roten Faden zu finden.

Deswegen habe ich Rhythm&Groove ins Leben gerufen. Dieser Onlineworkshop hat als Ziel, ein Rhythmusgefühl zu entwickeln, auf das man sich zu 100% verlassen kann. Du musst dir hier keine Gedanken um die Struktur machen und bekommst die Inhalte in aufeinander aufbauend in richtiger Reihenfolge. Die Infos dazu findest du hier:

Rhythm & Groove - Der Weg in die rhythmische Leichtigkeit

Rhythm & Groove wird nur noch ein paar Tage zum Kauf verfügbar sein und dann voraussichtlich erst wieder Ende des Jahres oder nächstes Jahr die Tore für neue Mitglieder öffnen, da ich einige Änderungen am gesamten Fingerfux Kursprogramm plane. Wenn du dir sicher bist, dass du ein Bewusstsein für Rhythmus aufbauen willst, ist jetzt ein sehr guter Zeitpunkt, zu starten.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Andi 🎸🦊

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